Monatsbericht Nr. 7 - März 2014

Wieder sitze ich hier und lasse den letzten Monat Revue passieren. Diesen Monat ist wieder einiges passiert, einige eher unerfreuliche Dinge und andere sehr positive Dinge. Dieser Bericht könnte tatsächlich etwas emotionaler werden, als die vorherigen.

Wie schon im letzten Bericht erwähnt ist der Winter endgültig vorbei und es regnet wieder öfter. Finde ich gar nicht so toll, gerade wurde das Wetter wieder wärmer und jetzt zerstört der Regen alles. Dafür sind die Berge sehr schön schneebedeckt.

Anfang des Monats haben wir die Orte Danzhu und Heima besucht und nach Bedürftigkeit gesucht. Danzhu hat ein riesiges Holzverarbeitungswerk und fast nur Steinhäuser. Es gibt sogar einen China Mobile Shop. Eigentlich wollten wir weiter den Berg hinauf, nach Alameng, welches auf direktem Weg zur burmesischen Grenze liegt und somit viele Flüchtlinge beherbergen könnte.

Der Aufstieg in das Dorf wurde uns jedoch bereits in Danzhu verwehrt, denn hier ist bereits der Grenzübergang und wir wurden auf bestem English darauf hingewiesen, dass wir ohne Genehmigung hier bitte umkehren sollen. Schade, naja wir haben ja Kontakte in der Regierung, die da bestimmt was regeln können.

Auf der gegenüberliegenden Flussseite führt eine asphaltierte Straße den Berg hinauf. Dieser Straße sind wir ca. 1,5 Stunden gefolgt und gelangten in das Dorf Heima. Wieder fanden wir größtenteils Steinhäuser, es gab sogar Garagen für die Motorräder.

Beide besichtigten Orte waren unserer Meinung nach nicht sehr bedürftig.

Einen Monat nach Ende der Winterferien habe ich dann endlich meinen neuen Stundenplan bekommen. Leider war das Ergebnis extrem enttäuschend. Ich habe jetzt noch genau 35 Minuten Englisch-Unterricht pro Woche, dazu noch alle zwei Wochen ein Meeting mit den Englisch-Lehrern und eventuell eine Englisch-Corner. Da musste ich schon ziemlich schlucken, 35 Minuten Unterricht die Woche, dass kann doch nicht wahr sein!!! Was mache ich denn jetzt die ganze Woche über?

Nach dieser Schreckensnachricht war ich erst einmal 1,5 Wochen ziemlich niedergeschlagen und habe das erste Mal seit sechs Monaten verstärkt an Deutschland gedacht. In dieser Zeit habe ich viel Zeit in meinem Zimmer verbracht und es gab sogar Tage an denen ich noch nicht einmal zu meinem Stamm-Nudel-Restaurant gegangen bin.

Ich bin dann zu Professor Li gegangen und habe ihm gesagt, dass ich gerne mehr Unterricht hätte, da mir doch schon an  einigen Tagen ziemlich langweilig ist. Er fährt jetzt erstmal wieder nach Peking, möchte mir aber mehr Aufgaben beschaffen, was auch immer das heißen mag.

Falls meine Schule mir keinen weiteren Unterricht geben möchte, werde ich bei der Grundschule in Cikaicen und in Wuqu anfragen. Ebenfalls war ich jetzt schon mehrfach an der Grund- und Mittelschule in Puladi und habe beim Unterricht geholfen.

In diesen 1,5 Wochen hatte ich auch Zeit um über das vergangene halbe Jahr nachzudenken und wie ich mich persönlich verändert habe.

Ich kann sagen, dass ich wesentlich selbstständiger geworden bin und viel einfacher mit fremden Menschen umgehen kann. Außerdem hat sich meine Ansicht von hygienisch und nicht hygienisch stark abgewandelt. Wenn ich in Deutschland noch gemeckert habe, dass der Teller nicht richtig sauber ist oder ähnliches, so ist es mir hier in China ziemlich egal, wie das Restaurant aussieht und ob der Teller klinisch rein ist. Was bleibt mir auch anderes übrig? In Gongshans Restaurants hängen Bewertungsskalen der Hygiene, A ist das Beste und C die schlechteste Stufe. Es gibt in Gongshan nur Cs. Die Tibeterbar und ein Internetcafé haben ein B, warum auch immer? Es gibt ja noch nicht einmal etwas zu essen in diesen Geschäften.

Nun zu viel erfreulicheren Ereignissen. Wie schon im letzten Monatsbericht erwähnt, bauen wir den Kontakt zur Lokal-Regierung weiter aus, bzw. eher zu Claire vom Propagandaministerium. Mit ihr haben wir uns jetzt schon des Öfteren getroffen, um z. B. gemeinsam zu kochen etc. Sie hat uns zu einer Tanzveranstaltung anlässlich des Frauentages eingeladen und uns viele ihrer Freunde vorgestellt. Dann waren wir mit ihr Erdbeeren pflücken, denn die besten Erdbeeren kommen aus Gongshan. Claire hat uns zusätzlich zur Eröffnung des Dulong-Tunnels und zum Peach-Flower Festival in Bingzhongluo eingeladen. Sie ist echt ein toller Kontakt.

Ein weiterer Höhepunkt im März war, als der große Bildschirm auf Gongshans Hauptstraße ein Video über das Baumhaus-Projekt gezeigt hat.

In Gongshan ist der Fluss bereits wieder braun, da in Dimaluo der Staudamm geöffnet wurde und das ganze schlammige Wasser den Nujiang verdreckt. Um noch einmal den Fluss in seiner ganzen Schönheit abzulichten, fahren wir nach Bingzhongluo. Hier ist der Fluss noch unglaublich blau!

Eines Tages bekomme ich einen Anruf von Schülerin Lily: „Fabi teacher, do you have time? I want to cook for you and your friends.“ Mal wieder hat mich Lily stark beeindruckt, denn sie ist mit einer riesigen Tüte voll Gemüse bei uns in der Wohnung aufgekreuzt und hat für uns gekocht. Hierbei konnte ich ziemlich viel lernen, denn jetzt weiß ich auch, wie mit wenig Öl nichts anbrät.

 

Ende des Monats war das Zwischenseminar in Liuku angesetzt. Julian ist extra aus Deutschland eingeflogen, um mit uns unsere bisherigen Erfolge zu besprechen bzw. auftretende Probleme zu behandeln. Außerdem war es sehr schön mal wieder die 30 anderen Freiwilligen zu treffen. Wir hatten viel Spaß, auch wenn das Programm teilweise etwas trocken war und wir nicht sehr viel Freizeit hatten.