Erlebnisse einer unvergesslichen Reise durch China

Am 04.09.2013 ist mein Sohn mit 32 weiteren freiwilligen Judendlichen für ein Jahr nach China aufgebrochen. Schon zu dieser Zeit stand eigentlich fest, dass ich meinen Sohn dort unbedingt besuchen möchte. Wann hat man sonst nochmals die Gelegenheit in so eine Abgeschiedenheit, weit ab von jeglichem west-europäischen Luxus, zu verreisen. Fabian´s 70 jährige Oma wollte sich dieses Abenteuer auch nicht entgehen lassen. Nachdem dann endlich feststand, wann Fabian Winterferien hat, ging alles recht flott. Vor der Visumsbeantragung mussten nachweislich die Flüge und wenigstens zwei Hotelreservierungen gebucht sein, und der Reisepass mit einem zusätzlichen Passbild vorliegen. Am 01.02.2014 sollte die große Reise dann endlich starten. Planmäßig sind wir um 13:25 Uhr von Frankfurt Richtung Shanghai geflogen. Aufgrund starker Sicht-behinderung wegen Nebel, konnte die Maschine allerdings nicht landen und musste weiterfliegen. Irgendwo im Nirwana hatten wir dann eine Zwischenlandung für ca. vier bis fünf Stunden. Während dieser Zeit saßen wir im Flieger fest. Zum Glück war die Maschine nicht komplett ausgebucht, so dass wir uns zumindest in den freien Sitzreihen mal „ lang machen“ konnten. Ohne vorherige Durchsage startete die Maschine wieder und flog zurück nach Shanghai. Ankunft ca. 13 Uhr Ortszeit. Unsere reservierten Anschlussflüge waren somit verfallen. Wir mussten unser Gepäck wieder entgegennehmen und uns am Schalter mühsam um einen Weiterflug nach Kunming kümmern. Es ist schon erstaunlich, dass in so einem riesigen Flughafen so gut wie keiner Englisch sprechen kann. Unser Anschlussflug sollte erst um 21 Uhr starten. Ich habe die lange Wartezeit genutzt, um mir eine chinesische Handy-Nr. mit Internetflat zu besorgen, damit ich wenigstens Fabian informieren konnte, dass wir noch in Shanghai festsitzen. Nachdem die Maschine pünktlich um 21 Uhr gestartet ist, sind wir nach ca. vier Flugstunden am 03.02.14 um ca. ein Uhr in der Nacht gelandet. Erneute Kofferabholung. Um diese Uhrzeit waren alle Schalter geschlossen, selbst die Informationsschalter waren unbesetzt. Wir kamen uns total verloren und hilflos vor. Wann würde unsere letzte Etappe starten? Eigentlich sollten wir schon längst am Zielflughafen gelandet sein. Es half alles nichts. Wie zwei Vagabunden haben meine Mutter und ich ca. fünf Stunden auf dem Fußboden nächtigen müssen, bevor endlich ein Informationsschalter öffnete. Erneut starke Verständigungsprobleme (warum spricht hier keiner Englisch), bis endlich ein Weiterflug nach Dali um 7.10 Uhr gebucht werden konnte. Auf einmal ging alles ganz schnell und nach 50 Minuten, sind wir dann endlich in Dali gelandet, wo Fabian bereits auf uns gewartet hat. War das eine Begrüßung!!! Wie schön meinen Sohn so nah bei mir zu haben. Mit herrlichem Sonnen-schein wurden wir empfangen, was die Strapazen der letzten beiden Tage wieder vergessen ließ. Mit dem Taxi ging es dann Richtung Dali Old Town, wo Fabian für die ersten beiden Tage eine Unter-kunft für uns gebucht hatte. Die Zimmer waren leider noch nicht fertig. Jetzt wollten wir erst mal frühstücken. Von der langen Anreise waren wir doch etwas übermüdet und auch fröstlich, doch das Frühstück sollte draußen, in einem windgeschützten Vorhof, eingenommen werden. Für den ersten Tag erschien uns das sehr merkwürdig, da wir uns gerne etwas aufgewärmt hätten. Etwas Warmes musste her. Tee mit süßen und herzhaften Toasts hört sich gut an. Also haben wir alles mal drei bestellt. Zu unserer Verwunderung wurden dann anstatt von drei großen Tassen, drei Kannen mit Tee auf den Tisch gestellt. So ist es, wenn es mit der Übersetzung nicht ganz klappt. Egal, die warme Flüssigkeit hat uns gut getan. Für das nächste Frühstück wussten wir dann Bescheid. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, haben wir die schöne Altstadt besichtigt. Aufgrund des chinesischen Neujahrsfestes, welches am 30. Januar stattgefunden hat, war die Altstadt voller ein-heimischer Touristen. Was für ein Menschentreiben. Die gesamte Innenstadt war voller Verkaufs-stände mit Gebackenem, Blumen um Haarkränze flechten zu lassen, Süßigkeiten aus karamellisiertem Zucker etc. Nachmittags sind wir mit dem Bus in die Neustadt gefahren, um uns Proviant und Getränke für die nächsten Tage zu kaufen. Erstaunlich, hier gibt es sogar westliche Süßigkeiten. Kinderschokolade, Snickers, Orio Kekse etc. Abends haben wir unser erstes leckeres China-Nudelgericht gegessen. Um ca. 21.30 Uhr sind wir dann total erschöpft ins Bett gefallen. So warm es auch am Tag war, umso kälter war es dann im Hotelzimmer. Da es hier keine Heizkörper gibt, ist jedes Bett mit einer elektrischen Wärmeauflage ausgestattet. Diesen Luxus sollten wir in den nächsten zwei Wochen noch zu schätzen lernen.

04.02.14 Dali

Bei herrlichem Sonnenschein machen wir uns auf den Weg die schöne Parkanlage mit interessanten chinesischen Gebäuden, Skulpturen und den drei Pagoden anzusehen. Die Parkanlage befindet sich  in Hanglage. Man bewegt sich immer von einer Etage auf die nächste zu. Je höher man empor steigt, umso  eindrucksvoller ist von hier die Sicht auf den Er Hai Lake.

Es war schön zu beobachten, wie Fabian mit seinen paar Brocken chinesisch, bereits die Eintritts-karten besorgen konnte. Für ihn galt der Studententarif, für mich der Normaltarif und für seine 70 jährige Oma sollte der Eintritt sogar frei sein.

 

70 jährigen scheint man in China eine besondere Ehre zu erweisen, da sie auch bei anderer Gelegen-heit keinen Eintritt zahlen musste. Vereinzelt musste sie noch nicht einmal ihren Ausweis vorzeigen.

05.02.14 Gongshan

Heute haben wir uns um 8.40 Uhr in Richtung Gongshan aufgemacht. Während der langen Busfahrt bot sich uns eine wunderschöne Landschaft und die Strecke lief immer parallel zum Nu Jiang River, der zu dieser Jahreszeit leuchtend, türkisfarbendes Wasser führt. Während der gesamten 12 stün-digen  Busfahrt wurden nur zwei „Pinkelpausen“ eingelegt. Das ist verdammt wenig, vor allem, weil  Frauen ja bekanntlicher Weise, sobald sie wissen, dass erst wieder Stunden später angehalten wird, bereits nach 5 Minuten schon wieder „müssen“. Bei den nachfolgenden Busfahrten haben wir dieses „Problem“ dann schon besser hinbekommen. Wir haben wenig getrunken, dafür viel Obst gegessen.

Total erschöpft aber glücklich sind wir um ca. 20 Uhr in Gongshan, in Fabians „Zuhause“ ange-kommen. Wir hatten so einen Hunger, dass wir vor der Hotelsuche erst einmal etwas Essen mussten. Fabian führte uns zu seinem lieblings Barbecue Restaurant. Hinter einer Glasvitrine sind schon vorgefertigte Spieße mit Gemüse (Aubergine, Zucchini, Kartoffeln, Pilze etc.), Hänchenbrust, Hühnerfüßen, Leber, Fisch, Scampi etc. Man bekommt eine Schale in die Hand und legt hinein, auf was man Appetit hat. Das wird dann frisch gegrillt. Dazu noch ein Bier und wir waren zufrieden.  Gewöhnungsbedürftig war allerdings, dass sowohl die Essensreste, wie auch Bierdeckel und Servietten einfach auf den Boden geschmissen wurden. Ab dem zweiten Abend haben wir uns schon angepasst. Fabian hat es uns schließlich vorgemacht.

 

Anschließend haben wir ein Hotel gesucht. Unser Hotelzimmer bot eine tolle Aussicht auf die hohen Berge, die dieses Tal umschließen.

06.02.14 Gongshan

Es nieselt, der Himmel ist grau, die Berge Wolken verhangen und es ist mindestens 10 Grad kälter als in Dali.

 

Fabian hat uns morgens abgeholt und wir haben zunächst den kleinen Markt besucht. Aufgrund des Neujahrsfestes waren auch in Gongshan viele Geschäfte und Restaurants noch geschlossen. Der kleine Ort wirkte wie verlassen. Nachdem wir ein paar Zutaten für ein Frühstück gekauft hatten (Tomaten, Eier, löslichen Kaffee, Obst) sind wir in Fabians Wohnung gegangen. Der erste Eindruck war doch etwas „fremd“ um es vorsichtig auszudrücken. Eine typische Männer-WG bot sich uns an. Nachdem wir das „Gröbste“ beseitigt hatten, haben wir uns ein leckeres Frühstück zubereitet. Später hat Fabian uns die Schule gezeigt, in der er arbeitet. Anschließend haben  wir  einen Spaziergang durch den Ort zur Strandpromenade gemacht. Vor uns lag der tosende Nu Jiang River. Sehr beeindruckend.

07.02.14 Gongshan / Bingzhongluo

Zum Frühstück gab es Nudelsuppe. Wie bereits erwähnt ist es in Gongshan doch einige Gerade kälter gewesen. So kam die Suppe zum Aufwärmen gerade richtig. Vor allem war sie sehr lecker. In einer Art offenen Garage schlürft man die wohltuende Suppe. Sitzen kann man an sehr niedrigen Tischen auf noch kleineren „Kinderschemeln“.  Ist auf die Dauer nicht so bequem, weil unsere Beine einfach zu lang sind.

 

Anschließend sind wir mit dem Bus nach Bingzhongluo gefahren. Dieser Ort befindet sich nahe der tibetischen Grenze. Dort gibt es einen Nationalpark. Wir sind über einen schmalen, steinigen und stellenweise sehr steilen Trampelpfad in eine Schlucht gewandert.  Über eine kleine Holzbrücke ging es auf der anderen Seite  genauso beschwerlich wieder bergauf. Aber es war total idyllisch. Auf dem Berg leben nur ein paar Mönche. Hier ist die Zeit scheinbar stehen geblieben. Typisch chinesische Behausungen Holz-Bretterverschläge, Tierhaltung und Feldarbeit. Der Rückweg ging durch Felder, Gebetsstätten und kleinen Ortschaften.

08.02.14 Gongshan

Leider hat es so geregnet, dass wir keinen Ausflug machen konnten. Stattdessen haben wir uns im Ort die kleinen Boutiquen angesehen. Wir haben leider nichts in unserer Größe gefunden. Größe XL scheint bei uns vergleichbar Größe S zu entsprechen. Die Chinesen sind doch um einiges kleiner und zierlicher als wir.

 

Abends hat Fabian uns in seine Stammkneipe, die Tibeterbar, entführt. Das ist die einzige Bar im Ort, in der er mit seinen Leuten schon mal feiern geht. Das wollten und durften wir uns ja nicht entgehen lassen. Schon von draußen kam uns extrem laute Musik entgegen. Als wir dann allerdings in der Bar waren, haben sich unsere Ohren schnell an die Lautstärke gewöhnt. Es hat wirklich nur eine Minute gedauert und wir wurden von Einheimischen eingeladen mit ihnen zu feiern. Unter ihnen war ein Geburtstagskind und es wurde viel Bier getrunken. Mit Händen und Füßen wurde erzählt, gestikuliert und gelacht. Auch wenn keiner etwas verstanden hat, so hatten wir doch eine sehr feucht, fröhliche Tischrunde. Hier wird u. a. Karaoke gesungen und zu tibetischer Musik getanzt. An diesem Abend gab es auch eine tibetische Tanzaufführung in traditionellen Trachten. Hübsch anzusehen.

09.02.14 Liuku

Da sich in Gongshan der Dauerregen eingestellt hat, haben wir kurzfristig umdisponiert. Wir haben unsere Koffer gepackt und sind Richtung Lijiang aufgebrochen. In Liuku mussten wir allerdings eine Zwischenübernachtung einlegen. Hier sind wir durch die schöne Stadt gebummelt und haben Zucker-rohr gegessen. Man beißt ein Stück ab, kaut darauf herum, saugt den süßlichen Saft heraus und spuckt den Rest wieder aus. Fazit: Muss man kein zweites Mal kaufen!!!