Monatsbericht Nr. 2 – Oktober 2013

Zwei Monate in China. WOW! Mir geht es prima.

Der Oktober startete bereits sehr ereignisreich. Anfang September wurden wir von Helens tibetischen Freunden in deren Heimatort „Dimaluo“ eingeladen, um den Nationalfeiertag am 01. Oktober zu feiern. Da konnten wir natürlich nicht ablehnen und haben uns den ganzen Monat schon gefreut.

Am Morgen den 01. Oktobers sind wir zusammen mit Aluo, einem Freund von Helen und Besitzer eines Hostels in Dimaluo, in den Ort gefahren. Die Fahrt dauerte ca. eine Stunde und führte überwiegend über eine holprige Schotterpiste.

Vor Ort fiel sofort die große Anzahl an Ausländern auf, es gab vier Deutsche, einen Franzosen, einen Kanadier, und zwei Israelis, die alle in den Bergen wandern wollten.

 

Aufgrund des Feiertages waren alle Dorfbewohner traditionell gekleidet und es herrschte eine super Stimmung, könnte jedoch auch an dem Hühnerbrühe-Schnaps liegen, der in großen Mengen konsumiert wurde, jedoch nur von den Tibetern, da der Geschmack unglaublich schlecht war.

Abends wurde tibetisch getanzt. Das ganze Dorf kannte die Choreografie und die Liedtexte, eine sehr schöne Stimmung. Teilweise waren die Tänze auch recht kompliziert und wir haben, wie es der anwesende Franzose ausdrückte, „Freestyle“ getanzt, auch wenn ich mir viel Mühe gegeben habe, die Tänze zu lernen.

Bis spät in die Nacht haben wir getanzt und die Dorfbewohner auch teilweise bis zum nächsten Morgen. Spät am Abend kam auch noch „Party“-Musik und es liefen top aktuelle Hits, wie Modern Talking’s Cheri Cheri Lady.

Aus Fugong kam der Hinweis, dass es in der Nähe zu Gongshan County, einen Ort, Maji, gebe, in dem viele Flüchtlinge aus Myanmar leben. Der Ort sei der ärmste in ganz Fugong County. Da Maji näher an Gongshan, als an Fugong liegt, hat #teamgongshan den Ort besucht. 

Vor Ort sprach nichts für große Armut, es gab sogar zwei China Mobile Geschäfte, die Gebäude waren in einem super Zustand und ich hatte mir den Ort, der mir als Flüchtlingslager ähnlich beschrieben wurde, anders vorgestellt.

In Maji haben wir eine Schule aufgesucht, um mit dem Schulleiter zu sprechen und um herauszufinden, ob es bedürftige Schüler gäbe. Es fehlt wohl an Winterschuhen.

Später sind wir noch zur örtlichen Kirche gewandert und haben dort einen 109 jährigen Mann mit seiner 90 jährigen Frau getroffen, die auch den Berg zur Kirche bestiegen haben.

Das Pärchen war absolut nicht schüchtern und absolut "kamerageil". Die Erklärung hierfür ist, dass der alte Herr, aufgrund seines Alters bereits von wichtigen Persönlichkeiten aus Peking, interviewt wurde.

Mitte des Monats kam aus Fugong die Nachricht, dass dort an 1600 Menschen Kleidung verteilt werden sollte und dringend Hilfe benötigt werde.

Da ich an den Wochenenden nicht viel zu tun habe, bin ich zusammen mit Karin und Merle aus Puladi, nach Fugong gefahren.

Alle Kleidervorräte aus Liuku waren am Vortag per LKW angekommen. 

Sonntags Morgen haben wir alle Kleidungsstücke auf einen Kleintransporter geladen und sind nach La Zhu Di gefahren, wo wir die Kleidungsstücke sortiert haben. Dorfvorsteher aus 12 Dörfern sollten die Kleidungskartons abholen.

Nachdem die Kleidung auf die einzelnen Dörfer aufgeteilt war, sind immer zwei Freiwillige mit in das entsprechende Dorf gewandert, um zu kontrollieren, dass die Kleidung auch wirklich ankommt.

Ich bin zusammen mit Merle in ein Dorf gewandert. Nach 1,5 stündigem Aufstieg kamen wir im Dorf an.

Während des Aufstiegs wurde wir in einer Hütte zu Tee und frittierten Fladen eingeladen.

Im Dorf angekommen wurden wir zur Kirche geführt, wo das ganze Dorf versammelt saß und die Kleidungskartons standen.

Vom Pfarrer wurden wir in die Kirche geführt und später dazu aufgefordert die Kleidung zu verteilen.

Ziemlich schnell mussten wir feststellen, dass wir viel zu wenig Kinderkleidung dabei hatten und die Dorfbewohner ziemlich wählerisch waren.

Die Leute standen in einer Reihe und bekamen von uns jeweils zwei Kleidungsstücke. Plötzlich eskalierte die Situation und die Bewohner stürmten/ plünderten die Kartons.

Nach der Verteilung wurden wir in eine "Berghütte" eingeladen, wo wir direkt ein Eis am Stiel serviert bekamen. Die Hütte bestand bloß aus einem Raum, es gab jedoch zwei Gefriertruhen.

Nach dem Eis gab es dann noch mehrere Gemüse- und Fleischgerichte mit Reis.

Gegen 17 Uhr sind wir den Berg wieder hinabgestiegen, vorbei an Reisfeldern und der Aussicht auf das Tal und den Nujiang-Fluss. 

Sehr zufrieden von der ersten Kleiderverteilung sind wir am nächsten Tag zurück nach Gongshan gefahren.

Zurück in Gongshan haben wir uns Gedanken über eigene Projekte gemacht und uns dazu entschlossen in Dimaluo, an der Grundschule, Kleidung zu verteilen und Hygieneregeln zu vermitteln. Nach Rücksprache mit dem Schulleiter in Dimaluo haben wir erfahren, dass es an Winterschuhen mangelt.

Um die Winterschuhe zu finanzieren, haben wir in unserem Bekanntenkreis einen Spendenaufruf gestartet und über 1.000 € gesammelt.

Am 29. Oktober sind wir zusammen mit einem Mitarbeiter des Schuhgeschäfts, über 80 Paar Schuhen, jeder Menge Zahnbürsten- und pasten und einem Haufen Kleidung, nach Dimaluo gefahren.

Vor Ort haben wir zuerst mit den Schülern Mittag gegessen und danach mit unserer Projektarbeit begonnen.

Alle Kinder standen in Reih und Glied und wurden vom Schulleiter eingewiesen. Zuerst haben wir Kleidung verteilt. Anschließend gab es für jeden Jungen und für jedes Mädchen ein Paar Winterschuhe, die Freude war sichtlich groß.

Nachdem jedes Kind seine Schuhe bekommen hatte, gab es für jeden Schüler eine neue Zahnbürste und wir haben zusammen Zähne geputzt. Die schönen Winterjacken, die eine regionale Bank kurz zu vor gespendet hatte, waren nach dieser Aktion leicht fleckig und total verschmiert.

Vor dem Zähneputzen haben wir auch noch, das seit Generationen bewährte, Zahnputz-Theaterstück aufgeführt. Hierbei stellen einige Freiwillige Zähne dar, es gibt Karies und eine große Zahnbürste. Die Zähne bekommen vom Karies Süßigkeiten angeklebt und haben ganz schlimme Schmerzen. Dann kommt die Zahnbürste und befreit die Zähne vom Karies.

Mehr ist im Oktober nicht passiert, mal sehen was der nächste Monat bringt.